Under the Surface von abgemeldet (Kai x Rei) ================================================================================ Kapitel 1: Nescience -------------------- Langsam und darauf bedacht keine Geräusche zu machen schlich Rei durch den dunklen Hotelflur. Vor dem Zimmer mit der Nummer 67 blieb er stehen, lauschte kurz und schloss dann leise die schwere Tür auf. Trotz der Vorsichtigkeit mit der er vorging war er sich ziemlich sicher, das Kai, der im selben Zimmer schlief, genau wusste, dass er des Öfteren nachts unterwegs war. Trotzdem hatte ihn dieser noch nie darauf angesprochen. Vielleicht, weil es sein Training mit der Mannschaft nicht beeinträchtigte oder weil es ihm egal war... Vielleicht aber auch, weil Kai selbst zu den unmöglichsten Zeiten unterwegs war. Es schien als teilte Rei zumindest eines mit Kai: Sie hatten beide etwas zu verbergen. Nachdem Rei sich seiner nassen Klamotten entledigt und sich umgezogen hatte setzte er sich mit gemischten Gefühlen auf den Rand seines Bettes. Eigentlich sollte er nicht so viel über das Geheimnis Kai Hiwataris nachdenken – schließlich hatte er sein eigenes. Und trotzdem betrachtete er seinen Teamchef mit anderen Augen als der Rest der Bleadbreakers, da war er sich ziemlich sicher. Nach außen hin mochte der unter dem Spitznamen „Eisblock“ bekannte Blader ja kaltherzig, ignorant und unnahbar sein – auch wenn sich das seit dem Vorfall am Baikalsee etwas geändert hatte, doch Rei erkannte leicht, wenn jemand versuchte sich anders zu geben als er war. Schließlich hatte er selbst genug Übung darin. Zu gerne wüsste er was Kais Beweggründe für sein Versteckspiel waren. Er dachte oft darüber nach. Ob Kai vielleicht auch ab und zu über ihn nachdachte? Rei war sich da nicht sicher – allerdings wäre es nicht gerade von Vorteil, würde sich jemand zu viele Gedanken um ihn machen. Unauffälligkeit war Reis einziger Schutz und diesen durfte er auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Als Rei am nächsten Morgen erwachte war es schon hell und von Kai war nichts mehr zu sehen. Ein Blick auf die Wanduhr zeigte ihm auch warum. „Mist!“ Um halb neun waren die Bleadbreakers in der Hotellobby verabredet, da ihr Bus einige Minuten später ankommen würde um sie weiter nach Italien zu fahren. Jetzt war es kurz nach acht und Rei war mehr als froh, dass er seinen Koffer schon am gestrigen Abend gepackt hatte. Warum hatte Kai ihn denn nicht geweckt? Ein Glück brauchte Rei nicht viel Schlaf. In der Regel genügten ihm drei Stunden um wieder einigermaßen fit zu sein. Gerade als Rei, seine Kleidung unter dem Arm, die Badezimmertür öffnen wollte, tat sie es von selbst und sein Teamchef, nur mit einem Badehandtuch um die Hüften, stand ihm gegenüber – mit einer gewissen Überraschung im Gesicht, wie man sie nur selten bei dem Russen zu Gesicht bekam. Er hatte wohl damit gerechnet das Rei noch immer im Bett lag. Ein hauchzarter Rosaschimmer legte sich auf die Wangen des Schwarzhaarigen und auch Kai konnte nicht verhindern dass man ihm ansah dass ihm diese Situation etwas unangenehm war – obwohl es dazu eigentlich keinen Grund gab. Da Rei indessen nicht wirklich Anstalten machte Kai den Weg frei zu machen schob ihn dieser etwas unsanft zur Seite und brummte irgendetwas leise auf Russisch, was Rei natürlich nicht verstand. Noch etwas verlegen sah dieser ihm noch kurz nach, dann ging er in das Badezimmer, wo Kai wohl gerade geduscht hatte. Der große Spiegel war noch teilweise beschlagen und der Boden war an einigen Stellen nass. Seufzend lehnte Rei seine überhitzte Stirn gegen das kühle Glas. Das war gar nicht gut. Sich daran erinnernd dass er nicht viel Zeit hatte machte Rei sich dann doch schnell fertig und überprüfte noch einmal den richtigen Sitz seines Stirnbandes, bevor er Kai wieder gegenüber trat. Nur ein kleiner Fehler und seine Tarnung würde auffliegen. Sein Leben war ein Spiel mit dem Feuer. Einige Minuten später traf Rei dann unten in der Lobby auch auf Takao, Mizuhara und Kyōju die ihn mit einem gut gelaunten „Guten Morgen“ begrüßten. Kai stand schon draußen und wartete auf den Bus – er hatte natürlich nicht auf Rei gewartet. Als dieser dann auch kurze Zeit später um die Ecke bot und die Bleadbreakers ihre Koffer und Taschen dem Fahrer des kleinen Reisebusses überlassen hatten, staunten sie nicht schlecht. Außen sah der, von der BBA gestellte, Bus ganz normal aus, aber innen war er sehr geräumig. Er hatte sechs Sitzreihen und die Sitze selber ließen sich so zurück stellen das man einigermaßen bequem schlafen konnte. Außerdem war er klimatisiert und vorne war ein kleiner Fernseher angebracht, der sogar einen DVD-Player besaß. Kai setzte sich sofort mit leicht grimmiger Miene – irgendwie schien er nicht gerade gut drauf zu sein - nach hinten in die vorletzte Reihe und stellte demonstrativ sein Handgepäck neben sich. So wusste der Rest seines Teams gleich, dass er alleine sitzen wollte. Daitenji, welcher bereits vorne im Bus gesessen hatte, legte daraufhin leicht die Stirn in Falten. Er beobachtete zwar mit Freuden dass Kai sich langsam etwas besser in die Gruppe integrierte, doch sah er auch immer noch dass er trotz dessen lieber für sich zu sein schien. Leider hatte der Manager aber auch keine Idee, wie er dies ändern könnte. Von den anderen Teammitgliedern dagegen wurde er erst einmal lautstark begrüßt - hatten die Bleadbreakers doch gar nicht erwartet das er sie begleiten würde, denn die eigentliche Planung hatte vorgesehen, das er das Team erst in Italien treffen würde. „Was machen sie denn hier?“ Takao setzte sich mit Mizuhara zusammen in die zweite Reihe hinter den leicht rundlichen Mann. „Geschäftliches, Takao, Geschäftliches. Ich dachte, wenn ich schon mal hier in der Nähe bin, kann ich auch gleich mit euch zusammen fahren, satt das Flugzeug zu nehmen.“ Während die Beiden Daitenji nach seinen Plänen für ihren Kurzurlaub in Italien befragten und Kyōju sich in der dritten Reihe niederließ und sogleich seinen Laptop aufschlug um an seinen Computerrecherchen weiterzuarbeiten, setzte Rei sich etwas unschlüssig ganz nach hinten in die letzte Reihe auf die linke Seite. Kai saß auf der Rechten, so hatte er ihn ganz gut im Blick. Es war immer gut einen Überblick zu behalten. Schließlich konnte der Schwarzhaarige nie mit aller Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass nicht etwas Unvorhergesehenes passierte. ~*~ Sich halb auf die wunderschöne Berglandschaft konzentrierend und halb Kai aus dem Augenwinkel beobachtend machte sich Rei so seine Gedanken über das ungelöste Rätsel Nummer eins: Kai Hiwatari. Warum war der Russe überhaupt Teamchef dieser bunten Truppe? Das passte genau genommen absolut nicht zu ihm. Er war ein Einzelgänger, still, oft aber auch aufbrausend und schien seine Ruhe mehr zu schätzen als ein freundliches Gespräch. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb fand der Schwarzhaarige den Russen interessanter als jede andere Person, die ihm zuvor begegnet war. Er konnte ihn nicht einschätzen – etwas, dass er eigentlich sehr gut konnte. Vorne sahen sich Mizuhara, Takao und Kyōju gerade „I am Legend“ an. Kai schien dieser Film nicht besonders zu interessieren, denn er kuckte gelangweilt aus dem Fenster (oder vielleicht kannte er ihn auch schon?). Und auch Rei wollte diesen Film nicht sehen. Wahrscheinlich bezog er Filme dessen Themeninhalt in irgendeiner Form Monster waren, die der Held zu töten hatte, zu sehr auf sich selbst. War er denn ein Monster? Rei versuchte zu verhindern sich wieder in düsteren Gedanken zu verlieren und setzte sich lieber die Kopfhörer seines mp3-Players auf die Ohren. Und während Amy McDonald „This ist the life“ zum Besten gab sank der Kopf des Schwarzhaarigen gegen die Fensterscheibe und er begann unbewusst in Gedanken zurück zu wandern… Vor seinen Augen tauchten Bilder auf, die er nie wieder sehen wollte und er erinnerte sich an Bruchstücke aus seiner Kindheit die er besser vollständig vergessen hätte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)